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KONTAKT, Freilassing.de 14.06.2019
Von Stephan Wrobel
Gratulation! Vor 150 Jahren, am 12. Mai 1869, gründete der Freilassinger Gastwirt und Bahnhofshotelier Anton Föckerer mit fünf anderen die Freiwillige Feuerwehr Salzburghofen-Freilassing. Föckerer befehligte sie bis 1881 als erster Kommandant und war bis 1889 ihr Vorstand. Hier folgt zum Jubiläum der Freiwilligen Feierwehr Freilassing ein historischer Rückblick zur Ortsgeschichte.
Die Feuerwehr bestand 1869 aus sechs Gründungsmitgliedern, zwei Freilassinger und vier Salzburghofener. Sie waren ein soziales Spiegelbild des Gesamtortes, der aus Bauern, Handwerkern, Eisenbahnern und Bürgern bestand. Im Jahre 1923 gab Bayern der Bitte der Gemeinde Salzburghofen statt, fortan den Namen ihres bisherigen Ortsteils „Freilassing“ zu führen. Der Grund: Freilassing war bevölkerungsreicher als Salzburghofen geworden, dank der rasanten Entwicklung zum Eisenbahnerort seit 1860 sowie der Ansiedlung von Fabriken, Gewerbe und Behörden. Die traditionsträchtige, tausendjährige Pfarrei und bisherige Gemeinde Salzburghofen wird zum ältesten Ortsteil Freilassings. Am 4. September 1954 feierten alle Einwohner die Erhebung zur Stadt. Ihre Feuerwehr sorgte dabei für die Sicherheit und verhinderte Schlimmeres, als ein gewaltiger Hagelregensturm das Festzelt abzudecken drohte!
Von Anfang an dienen die Feuerwehrmänner von Freilassing und Salzburghofen gemeinnützig, aufopferungsvoll und gemäß einem Motto, das jemand 1869 ins Stammbuch schrieb: „Bekämpfe die Flammen, die zerstören, und entzünde das Feuer des Nächstenliebe und des Gemeinsinns!“ Und wie zerstörerisch Flammen sind, erfuhr Salzburghofen leidvoll 25 Jahre zuvor, als am 25. Juni 1844 ein Großbrand 15 Anwesen vernichtete. Vieh, Habseligkeiten und nicht brennende Gebäude versuchte man zu retten, doch das übliche Löschen mit Brunnenwasser aus abgedichteten Holzeimern wäre ohnehin zwecklos gewesen.
Ein Fortschritt war, dass den rund 30 Wehrmännern statt Eimern nach der Feuerwehrgründung 1869 erst eine und dann, 1896, eine zweite Handdruckspritze sowie Schub- oder Schiebeleitern zur Brandbekämpfung und für Übungen zur Verfügung standen. Die zweite Handspritze erreichte eine Wassersäulenhöhe von bis zu 26 Metern. Allerdings musste der Wasserbehälter immer wieder nachgefüllt werden, was Menschenketten erforderte, die mit Eimern Löschwasser herbeischleppten – aussichtslose Löschversuche bei Großbränden! Daher spielten laut Feuerwehrchronist Ludwig Mayer anfangs „Tremmeltrupps“ die größere Rolle beim Löschen, die es verstanden, Gebäudeteile einzureißen, damit sich die Flammen nicht ausbreiten konnten.
Eine erfolgreichere Brandbekämpfung im Ortsgebiet mit seinen rund 2500 Einwohnern konnte erst ab 1910 beginnen – nach der Erschließung von Tiefbrunnen, vernetzt über Rohrleitungen und viele Hydranten als Anzapfstellen für Feuerwehrschläuche. 1913 standen den rund 90 aktiven Wehrmännern 400 Meter Hanfschläuche und 16 Meter Saugschläuche sowie mehrere Arten Leitern und Handspritzen zur Verfügung, was von der „Schlagkraft der Wehr“ zeuge, lobte ein amtlicher Kontrolleur. Den Bau des wichtigen zentralen Wassersystems 1910 verdankte der Ort seinem Bürgermeister Lorenz Kreuzeder und dem Beigeordneten (2. Bürgermeister) Georg Wrede, einem Fabrikbesitzer und Wohltäter Feilassings. Damit stellten sie nicht nur die Wasserversorgung der im Bahnbetriebswerk stationierten Dampflokomotiven am Eisenbahnknotenpunkt Freilassing sicher, sondern erwiesen weitsichtig der Brandbekämpfung vor Ort den größten Dienst, was zweifelsohne den Aufstieg Freilassings zur Gewerbe- und Industriestadt weiter förderte.
Ein Schlüsselfaktor für Löscherfolge war neben schnell verfügbarem Wasser die Motorisierung – leider blieb den Freilassingern eine Motorspritze verwehrt. Ihre Schlagkraft ließ auch durch mangelnden jungen Nachwuchs nach. Die Wehr und ihre Geräte litten durch die lange Kriegs- und Nachkriegszeit an Überalterung. Und dann geschah eine Brandkatastrophe. Am 27. März 1922 schreckten drei Schüsse die Wehrmänner auf – das vereinbarte Signal über einen Brand im Ort! (Zwei Schüsse bedeuteten Brand auswärts und ein Kanonenschuss seit 1910 Brandfall im Bahnbereich.) Im ersten Stock des „Hotel Krone“ brach offenbar durch einen glimmenden Zigarettenrest ein Feuer aus und zerstörte das Hotelgebäude mit dem großen Saal. Nur mit Hilfe der Wehren Ainring, Liefering, Siezenheim, Wals und Salzburg und ihrer Motorspritze, die sich hervorragend bewährte, gelang es, wenigstens die Nebengebäude zu retten.
Nach dem Großbrand traten viele junge Männer bereitwillig in die Freiwillige Feuerwehr ein. Die Wehr bedrängte nun den Gemeinderat, dem Mangel beim Gerätestand abzuhelfen und eine moderne Motorspritze und Sirene zu kaufen – zunächst vergeblich. Georg Wrede und andere Gönner spendeten noch einige Jahr danach, 1926, Geldbeträge für die Anschaffung der Motorspritze. Das ist ein Beispiel dafür, wie von Beginn der Freiwilligen Feuerwehr bis heute großzügige Spenden und Zuschüsse die Anschaffung ihrer Ausrüstungen und Geräte unterstützen oder ermöglichen. Für deren sichere Unterbringung baute die Gemeinde innerhalb von 150 Jahren drei Feuerwehrhäuser im Ortsgebiet. So entstand als erstes das „Feuer-, Lösch- und Requisitenhaus“ im Gründungsjahr 1869 neben der Peterskirche. Nicht nur wegen der angeschafften 12 und 16 Meter langen Schiebe- und Anstellleitern musste das Gerätehaus bereits 1901 erweitert werden – dennoch war es mit der Zeit zu klein und sollte eigentlich ersetzt werden.
Der Wendepunkt unserer Feuerwehrgeschichte ist das Jahr 1927 mit einem unverwechselbaren Turm als Zeichen mitten im Ortszentrum. Das damals neue Gerätehaus an der Lindenstraße, heute als „Altes Feuerwehrhaus“ bekannt, wurde größer gebaut und konnte alle nötigen „Requisiten“ beherbergen sowie eine lang ersehnte Errungenschaft: Die damals moderne 4-Zylinder-Motor-Lafettenspritze der Firma Flader, die 1200 Liter Wasser pro Minute förderte! Damit nicht genug: Eine zeitgenössische Postkarte zeigt vor dem schönen Gebäude zusammen mit fünf stolzen Kameraden den Adjutanten und späteren Kommandanten Franz Krittian sen. am Steuer eines nagelneuen Mannschafts- und Gerätetransporters. Das offene Fahrzeug war nach Plänen der Freilassinger gebaut worden, denn Serienwagen gab es noch nicht. Angekuppelt daran sieht man die moderne Motorspritze „Flader“.
Unter großer Beteiligung der rund 3500 Einwohner Freilassings erfolgte am 2. Oktober 1927 die feierliche Übergabe des neuen Hauses durch Bürgermeister Karl Rittmann – ihm und dem Gemeinderat verdankte die Gemeinde die Modernisierung und Motorisierung ihrer Feuerwehr. Damit war Freilassing für damalige Verhältnisse vorbildlich für die Brandbekämpfung ausgerüstet und konnte alle Nachbargemeinden und Salzburg noch besser unterstützen – die gegenseitige Hilfe im Brandfall ohne Grenzen ist seit jeher üblich. Ein zweiter Löschzug, eine „LF 8“ mit Robel-Motorspritze, folgte 1934, dazu eine Meldeanlage für den Feueralarm.
Nach dem Machtantritt Adolf Hitlers entstand durch die Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 eine zentralistische Diktatur, die wie überall in Deutschland mit der Zeit auch die Feuerwehr Freilassing zur Aufgabe ihrer traditionellen freiwilligen Funktionen und Verbandstrukuren zwang, sie in Polizeieinheiten umstrukturierte, und die Wehrmänner, die vielfach zum Militär eingezogen wurden, auch politisch unter Druck setzte. Die roten Feuerlöschwagen erhielten den grünen Anstrich und statt zum Beispiel eines Stadtwappens das Hoheitszeichen der Polizei. Die traditionelle Feuerwehrfahne aus der Rupertuskirche, die bei den Machthabern unerwünscht war, bewahrte man ab 1937 im heutigen Alten Feuerwehrhaus.
Bei Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 waren in Freilassing zwei Löschfahrzeuge, die „LF 8“ und „LF 15“ sowie eine Handdruckspritze und zwei Holzleitern einsatzbereit. Die Wehrmänner dienten während des Krieges oft bis zur Erschöpfung bei der Brandbekämpfung nach Bombenabwürfen der Alliierten, zum Beispiel in Salzburg und München. Die Freilassinger bewahrten durch ihren Brandeinsatz nach dem Luftangriff auf München am 7. Januar 1945 unter anderem die wertvolle barocke Theatinerkirche vor der vollständigen Zerstörung.
Der 25. April 1945 kann mit Ludwig Mayer als der „bisher schicksalsschwerste Tag“ in der Ortsgeschichte bezeichnet werden. Zeitlich versetzt griffen die Alliierten mit unzähligen Bombenteppichen das Heereszeugamt sowie den Bahnhof mit Reichsbahngelände an und trafen auch das Ortszentrum. Über 70 Todesopfer waren zu beklagen, zumeist in der Rupertus-, Linden-, Augustiner- und damaligen Lorenz-Kreuzeder-Straße sowie im Fürstenweg – darunter neun Soldaten im Heereszeugamt und einige Frauen und Männer in Zwangsarbeit. Die Feuerlöschzüge, die sich zwischenzeitlich bei Alarm entgegen einer Anweisung klugerweise nach Eham zurückgezogen hatten, entgingen dem 20-Minuten-Bombenhagel in der Nacht. Über 200 Gebäude wurden total oder teilweise zerstört, viele Verletzte und Schwerverletzte im überfüllten Krankenhaus versorgt. Die Wehr barg verwundete und verschüttete Personen und konzentrierte sich auf rettbare Häuser in der Hauptstraße und der heutigen Ludwig-Zeller-Straße. Danach folgte eine Zeit großer Aufräumarbeiten im Ort und der Wiederaufbau nach Kriegsende mit rund 5000 Einwohnern und Heimatvertriebenen.
Längst mangelte es an ausreichend Platz im Alten Feuerwehrhaus. Der Bau des dritten Feuerwehrhauses in der Geschichte der Stadt, jetzt mit einer Schlauchwaschanlage sowie Verwaltungs- und Schulungsräume, erfolgte 1989 im Westen Freilassings. Beim Festzug zur Einweihung führte die Feuerwehr die alte Saug- und Druckspritze von 1913 mit und war glücklich, einen modernen Fuhrpark und eine Ausrüstung auf höchstem technischen Stand zu unterhalten, dank der großzügigen Gerätebeschaffungen durch die Stadt. Heute, 2019, kann die Feuerwehr unter anderem auf die moderne „TLF 4000“, ein neues Tanklöschfahrzug mit 4000 Litern Wasser und 1000 Litern Schaum, Hitzeschutzkleidung und mit einem mobilem Wasserwerfer, zurückgreifen.
Schriftführer Franz Krittian jun., dessen Vater die Wehr 38 Jahre lang geführt und 1967 Nachfolger Ludwig Mayer übergab, stellte 1986 fest: „Die Aufgaben einer Feuerwehr – Retten, Bergen, Löschen und Schützen – haben sich nicht geändert, doch die Einsätze sind im Laufe der Zeit schwieriger und gefährlicher geworden“. Die Dienste am Nächsten der Freilassinger Feuerwehr sind bis heute vielseitig – nicht nur Einsatz, Lebensrettung und Hilfe bei Haus-, Groß- und Waldbränden, sondern auch bei schweren Verkehrsunfällen, Gefahrguteinsätzen, Tankwagenunglücken, entgleisten Güterzügen, Abstürzen von Kleinflugzeugen, Fliegerbombenfunden, Sturmschädenbeseitigungen, die Unterstützung bei Flüchtlingsströmen aus der DDR und 2015, und weiteres mehr. Und immer wieder war die Wehr bei Hochwasser an Saalach und Salzach zur Stelle: Das erste Mal schon 1899, zuletzt 2013.
Damals wie heute gilt unser Dank und Respekt diesen Männern, die seit 150 Jahren jährlich tausende freiwillige Arbeitsstunden bei Einsätzen und Übungen bei Tag und Nacht zum Wohle der Bevölkerung als unsere Feuerwehr leisten!
Bildnachweise: Stadtmuseum Freilassing (Gerätehaus 1869) und Stephan Wrobel (alle weiteren).